ANSPRECHVERSUCH DES VERFASSUNGSSCHUTZES IN FRAUENLESBEN-ZUSAMMENHÄNGEN

Ende Juli diesen Jahres wurde eine Frau in ihrer Wohnung von zwei Bullenfrauen angesprochen. Sie stellten sich selbst als Mitarbeiterinnen des Verfassungsschutzes Stuttgart vor. Die Frau wurde gefragt, ab sie Informationen über die Gruppe "MONDSICHELN" habe und sie zur Verfügung stellen würde.

"MONDSICHELN" ist eine überregionale FrauenLesben-Organisation, die zu Feminismus und Internationalismus arbeitet. Dieser Ansprechversuch zeigt das Interesse des Verfassungsschutzes an der Gruppe "MONDSICHELN", den Strukturen, Personen, Positionen. Das ist ein Versuch der Einschüchterung und ein Schritt hin zur Kriminalisierung. Ziel solcher Versuche ist immer, Informationen zu sammeln (dabei sind auch scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten für sie wichtig), um Widerstandsstrukturen zu durchleuchten und ihre Zerschlagung vorzubereiten.

Wir gehen davon aus, daß dieser Versuch nicht der einzige bleiben wird und wissen nicht, ab es nicht schon andere gegeben hat. Wir fordern alle auf, solche Ansprechversuche öffentlich zu machen

(aus: AMAZORA:)

Wenn du angesprochen wirst: - laß dich auf keinen Fall auf ein Gespräch ein, sondern schick' sie weg! - sprich mitFreundInnen und GenosInnen darüber und überlegt zusammen, wie ihr das öffentlich machen könnt. Holt euch Unterstützung, wenn ihr sie braucht.

- laß dich nicht erpressen (z. b. Fallenlassen einer Anzeige wegen Drogen gegen Spitzeldienst), denn damit bist du immer weiter erpreßbar. Bei einem Deal mit den Bullen ziehst du immer den kürzeren!

Zitat aus "Ein Diskussionsbeitrag unter FrauenLesben zum Umgang mit Repression und Kriminalisierung":

"Wieder einmal demonstriert der Staat, was doch eigentlich alle Feministinnen, linke und fortschrittliche Menschen wissen (sollten): Der Staat hat ein Verfolgungsinteresse gegen jeden Versuch der Organisierung von störenden Widerstandsaktionen... und gegen radikale, revolutionäre Widerstandsstrukturen. Was den Repressionsorganen zuträglich ist, was die Ermittlungsakten anschwellen läßt, sind auch (und nicht, zuletzt) die Fehler der Bewegungen, sind Tratsch und Klatsch, Spaltung und Isolation, sind auch fehlende Konsequenz und Perspektive, die viele so handeln läßt, als sei Widerstand nicht bedrohlich für die herrschende Ordnung und den Staat."

Zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich ziehen! Widersprüche, Diskussionen und Auseinandersetzungen gehören nicht in Bullenhände!

Es bleibt dabei: AYSE UND ANNA HALTEN'S MAUL!

"MONDSICHELN", September 1997

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