Den antifaschistischen Widerstand organisieren!

Gegen den Rudoff-Hess Aufmarsch vorgehen!

Antifaschistische Aktion Samstag, den y 9. August 1997, findet in Quedlinburg - = - um 13.00 Uhr ab Carl-Ritter-Platz eine Demonstration gegen den Nazi-Aktivisten Steffen Hupka statt. Die Demonstration ist Teil einer bundesweiten antifaschistischen Kampagne, diesich gegen den sogenannten Rudolf-Heß-Cedenkmarsch der Nazis richtet.

Den antifaschistischen Widerstand organisieren!

Ziel der Demonstration ist es, eine hreite Öffentlichkeit auf die Aktivitäten der Nazis hinzuweisen und deren Hintergründe sowie den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang, in dem die Nazis stehen, aufzuzeigen.

Die langfristig angekündigten Verbote von Naziorganisationen wie beispielsweise der Freiheitlichen Deutsche Arbeiterpartei (FAP) 1995 hat die Faschisten nicht getroffen, sondern ihr neues Organisationskonzept forciert. Das von Steffen Hupka mitentwickelte "Zellenkonzept" ist vor allen Dingen darauf ausgelegt, eine breite Basis in zahlreichen Kleingruppen anzusammeln. Diese Kleingruppen sind als voneinander unabhängige "Kameradschaften. u.ä. getarnt, aber untereinander in höchstem Maße vernetzt. Die Faschisten haben viele ihrer Grabenlcämpfe beigelegtund agieren gemeinsam. Dabei thematisieren sie neuerdings verstärkt die soziale Frage, die mit der Zunahme des Sozialraubs in der BRD an Aktualität ge wonnen hat, um sie von rechts zu besetzen. Mit solchen populären Themen erhoffen sich die Nazis eine größere Akzeptanz, mehr Beachtung durch die Medien und die Vermehrung ihrer Anhängerschaft.

Die Wirkung dieser neuen Strukturen hat sich vor allem in München in erschreckender U'eise gezeigt. Die Jungen Nationaldemokraten (JN), Jugendorganisation der NPD (Nationale Partei Deutschlands), fungiert dabei seit den Verboten

als übergreifendes Sammelbecken der Nazis. Von ihr werden Demonstrationen organisiert, sie tritt offensiv an die öffentlichkeit und hat Ausstrahlung auf militante Neonazis. Die staatliche Verbotspolitik hat weder die Nazi-Strukturen zerschlagen, noch faschistische Aktivitäten über eine kurze Zeit hinaus unterbunden. Ihre Funktion war es vor allem, die etablierten Partein sich als "anti-faschistisch" in der internationalen Öffentlichkeit erscheinen zu lassen. Die etablierten rechten Parteien können und wollen nicht auf die offenen auftretenden Faschisten verzichten. Die fa. schistischen Parteien übernehmen daher Vorreiterrollen bei der Durchsetzung rassistischer Politik und bieten sie ihnen die Möglichkeit, sich nach rechts abzugrenzen und sich selbst als "gute" bürgerliche Mitte darzustellen.

Seit den Verboten, 1994-1995, ist der Umgang mit faschistischen Parteien umgeschlagen, so daß die konservativen Parteien sich nicht mal formal von Faschisten abgrenzen. Der inhaltliche Konsens zwischen Konservativen und Faschisten zeigte sich besonders deutlich in München, wo die CSU sich als ideologischer Wegbereiter der Nazis gefiel und ebenfalls gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht~ demonstrierte - ein öffentlicher Schulterschluß der Konservativen mit den Faschisten. Währenddessen wird der Naziterror zunehmend als integrierter Bestandteil der deutschen Gesellschaft hingenommen, ein Brandanschlag gegen Flüchtlinge ist der Presse kaum noch zwei Zeilen wert. Kommt es doch einmal zum Skandal, wie z.B. in Lübeck, wird möglichst ein Nichtdeutscher Sündenbock gesucht oder es wird versucht, die Tat als unpolitisch hinzustellen, obwohl zahlreiche Beweise auf deutsche Täterschaft deuten.

Steffen Hupka:

der Kader in der Redion Ostharz Steffen Hupka ist seit Jahren als Nazikader politisch aktiv. Er war Mitglied verschiedener, inzwischen verbotener Organisationen und ist nun Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Nationalde mokraten" (IN), dem vormals gesichtslosen Anhängsel der NPD. In jüngster Vergan

von Hupka angemeldeten Kundgebung gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" in München, von sich reden gemacht. Diese Kundgebung, an der 5000 Faschisten teilnahmen, war eine der größten Nazi-Veranstaltungen in der Geschichte der BRD. Am 1. Mai 1997 meldete wieder die JN eine Demonstration an, diesmal unter dem rassistischen Motto "Arbeit zuerst für Deutsche". Die Nazis wichen nach dem gerichtlichen Verbot dieser Demonstration von Leipzig auf andere Orten aus, unter anderem nach Hannoversch Münden, wo Steffen Hupka als Redner auftrat. Steffen Hupka macht sich stark für die Heranbildung einer Nazi-Kaderstruktur. So gehört er den Kaderorganisation "Sozialrevolutionäre Arbeiterfront (SrA) an, einer Nachfolgeorganisation der verbotenen "Nationalistischen Front" (NF), die hierarchisch in einem abgeschotteten Zellensystem mit verschiedenen Vorfeldorganisationen organisiert ist. Ideologisch steht sie für einen nationalen Antikapitalismus und haßerfüllten Antisemitismus. Seit 1994 ist Hupka Herausgeber des "Umbruch", einer Strategie-und Schulungszeitung, die sich bundesweit an NaziKader richtet. Darin werden nicht nur schwülstige Artikel über Themen rechter Weltanschauung abgedruckt, sondern auch strategische/taktische Orientierungen geliefert und Termine und Aktionen bekanntgegeben. Auch bei dem Nazipamphlet "Einheit und Kampf" hat Hupka seine Finger als Redakteur im Spiel.

In und um Quedlinburg führt Hupka als erfahrener Aktivist seit Ende 1993 Regie beim Aufbau nazistischer Strukturen nach dem "Zellenkonzept". Er zieht die Fäden im "Unabhängigen Arbeitskreis (UAK) der mit dem "Harzer Heimatschutz" zu sammenarbeitet Der uAK ist . über die "Harzfront", einem "überparteilichen" Zusammenschluß, mit anderen nazistischen Gruppen vernetzt.

Weitere faschistische Gruppierungen haben sich in umliegenden Orten von Quedlinburg gebildet.

Gegen den Rudolf Heß Aufmarsch vorgehen! Jahr für Jahr versuchen die Nazis mehr oder weniger Erfolg, zum Todestages von Hitlerstellvertreter Rudolf Heß am 1; August aufzumarschieren. Dieses jährlich Ereignis erfüllt für sie wichtige Funh tionen: So erhoffen sie sich nach innen ei ne Mobilisierung ihrer Anhänger über Gr3 ben im rechten Lager hinweg und nacl außen Beachtung und Medienrummel Schon häufig, z.B. 1991 in Bayreuth und 1992 in Rudoistadt, konnten sie dabei dar auf bauen, von der Polizei wenig bis gar nicht gestort zu werden. Weiterhin gelans ihnen 1993 ein Aufmarsch in Fulda, be dem die Polizei - trotz vorheriger Anmeldungsschreibens durch die Nazis angeblich so überrascht war, daß sie sich darauf beschränkte, mit den Kadern der Nazis Verhandlungen zu führen, um sie dann ihr Programm vor dem Dom in alle' Ruhe abspulen zu lassen. Nicht überrascht war sie allerdings, als es darum ging, die anreisenden Antifaschistinnen an der Autobahnabfahrt Fulda-Nord festzuhalten. Sehr viel weniger Probleme mit den anreisenden Nazis hatte im Jahr darauf die Luxemburger Polizei, die sie ohne Umschweife rüde festnahm. Gleichzeitig initierten 1994 antifaschistische Gruppen Demonstrationen und Kundgebungen vor Wohnhäusern der Nazikader in Berlin, Nürnberg Northeim und in dem 35 km von Quedlinhurg entfernten Wernigerode und anderen Städten. Diese Aktionen sollten einmal die Öffentlichkeit in die Auseinandersetzung miteinbeziehen und auf den antifaschistischen Widerstand aufmerksam machen, zum anderen hatten sie den Zweck, die Nazikader zu binden, um so einen gesammelten Aufmarsch zu verhindern. 1995 wurden die Nazis bei ihrem Aufmarschversuch im dänischen Roskilde von Bürgerinnen und Antifaschistinnen erbost empfangen und immer wieder entschlossen angegriffen. Die überraschte Polizei wurde ebenfalls attackiert, so daß den Nazis nur die planlose Flucht vor der aufgebrachten Menge blieb. 1996 schlieBlich riefen die Nazis gar einen ganzen "Rudolf-Heß-Gedenkmonat" aus: Am 3. August versuchten sie mit wenig Erfolg einen Aufmarsch in Bad Harzburg, am 17. August gelang es ihnen, unter der Regie Steffen Hupkas und unter den Augen der Polizei mit 200 Teilnehmerinnen in Worms und zeitgleich mit 120 Personen in Merseburg zu marschieren. Bis diese sich schließlich zu einem Einschreiten durch

ringen konnte, waren die Aufmärsche bereits beendet.

Die Demonstration Das Konzept der diesjährigen Aktion ähnelt dem der Antifaschistische Aktion '94, d.h. die Einbeziehung der Öffentlichkeit soll im Vordergrund stehen. Damit soll der politische Charakter des antifaschistischen Kampfes betont werden und dem Mythos der "sich bekriegenden lugendbanden. entgegengewirkt werden. Bundesweit sollen mehrere Aktionen stattfinden, unter anderem in Nürnberg, München und Bonn. Die Demonstration in Quedlinburg ist ebenfalls Teil dieses Konzepts. Sie knüpft außerdem an die im Januar und November 1995 von Autonomen initiierten Demonstrationen an, die sich gegen Hupkas Treiben in Quedlinburg richteten.

Mit der Demonstration soll schon im Vorfeld des Rudolf-HeB-Aufmarsches eine deutliche antifaschistische Manifestation in Quedlinburg auf die Straße getragen werden. Es muß für die Einwohnerinnen von Quedlinburg ersichtlich und nachvollziehbar sein, daß antifaschistischer Widerstand direkt vor Ort möglich und nötig ist. Eine JN-Fahne wird auf dem Mathildenbrunnenplatz symbolisch verbrannt. Initiatorinnen der Demonstration sind die Antifa HaQu und die Autonome Antifa (M) aus Göttingen. Die Demonstration wird durch alle unterzeichnenden Gruppen unterstützt. Zur Demonstration wird überregional mobilisiert. Eine offensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch die unterzeichnenden Gruppen ist erwünscht. Im Vorfeld wird es daher Informationsveranstaltungen der initiierenden Gruppen zur Demo und zur Situation im Ostharz Beben. Unmittelbar vor der Demo wird es noch eine Pressekonferenz geben. Da das Demonstrationskonzept den Verlauf und die Ziele der Demonstration im Vorfeld offenlegt und sie ordnungsgemäß angemeldet wird, ist die Präsenz der Polizei überflüssig und unerwünscht. Die Demonstration ist Teil einer bundesweiten Kampagne und wird daher auch deren Motto auf dem Fronttransparent, das von den initiierenden Gruppen aus Quedlinburg und Göttingen getragen wird, übernehmen. Es lautet: Den antifaschistischen Widerstand organisieren! Gegen den Rudolf-Heß-Aufmarsch vorgehen U. In dieser Kampagne haben sich antifaschistische Gruppen der Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation (AA/BO) und des Bundesweiten Antifaschistischen

Treffen (BAT) zusammengefunden, um ihre Aktionen gegen die Nazi-Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Rudolf-HeßGedenkmarsch zu koordinieren.

Kampf dem Faschismus heißt Kampf dem imperialistischen System!

Beginn der Demonstration: 13.00 Uhr auf dem Carl-Ritter-Platz Quedlinburg am Harz

Die Demonstrationsroute lautet: Sammelpunkt: Carl-Ritter-Platz

Zwischenkundgebungen wird es an folgenden Stellen geben: Abschlußkundgebung Redebeiträge werden zu folgenden Themen gehalten:

Autonome Antifa(M) Göttingen Antifa HaQu Quedlinburg Juni 1997

Die Vernichtung der Wurzeln des Faschismus ist unser Ziel


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