Schwarz-Grüne Stadtplanung in Mülheim

Zur Räumung der besetzten Hauser an der Hansastraße

Am 10. Juni 1997 gegen 10 Uhr wurde das seit über vier Wochen besetzte Gelände an der Hansastrasse in Mülheim-Speldorf mit einem massiven Polizeiaufgebot ( 180 Beamte) geräumt Die BesetzerInnen wurden in teilweise brutaler Art und Weise von den Dächern der Häuser und den Zweigen eines auf dem Gelände befindlichen Baumes geholt. Insgesamt nahm die Polizei 31 Leute mit, die alle gegen 16 Uhr wieder draußen waren. Zwei Menschen konnten sich noch bis abends auf dem Baum halten. Gegen Zusicherung eines Verzichts auf Personalienfeststellung verließen sie diesen gegen 9~ Uhr 30. Zu diesem Zeitpunkt waren schon fast alle auf dem Gebäude befindlichen Häuser abgerissen und alle übrigen Bäume gefällt worden.

Heute, einen Tag später, sind wir immer noch dabei. unsere persönlichen Gegenstände. wie Schlafsäcke, Rucksäcke, Kleidungsstücke. unseren Kocher und andere Sachen im Schutt zu suchen. Die Einsatzleitung hatte Menschen, die diese Sachen für die BewohnerInnen vor dem Bagger retten wollten, den Zutritt zu dem Gelände verwehrt. Vielmehr wurde den Bauarbeitern explizit gesagt, sie sollten diese Gegenstände nicht beiseite räumen, sondern direkt mit dem Abriss beginnen. Einige von uns sind wieder obdachlos geworden für sie ist der Verlust der Schlafsäcke besonders schmerzlich.

Viel größer wiegt jedoch unsere Trauer über den Verlust des Geländes. Es handelt sich um eine 8000 qm große Fläche in der Mitte des Stadtteils Speldorf gelegen. Hier standen zwei alte Fachwerkhäuser (ca 130 und 300 Jahre alt), zwei weitere Wohnhäuser, ein kleines, über 100 Jahre altes Fabrikgebäude und ein Wohnhaus mit angrenzender Lagerhalle. Geprägt wurde das Grundstück durch seinen Baumbestand und mehrere Gärten. Die Kastanie. die gestern noch bis in den Abend von zwei Menschen besetzt wurde, war über 100 Jahre alt. All das wurde platt gemacht. damit nun hier ein großer ALDI-Markt mit 130 Parkplätzen entstehen kann. Das schöne Gelände ist unwiederbringlich verloren.

Wir waren seit dem 11. Mai auf dem Grundstück. Anfangs mit 7 Leuten doch schnell war unsere Zahl auf ca. 15 Menschen angewachsen die in zwei auf dem Gelände befindlichen Häusern lebten. Viele Menschen. die vorbeikamen. um uns im Kampf um den Erhalt des Geländes zu unterstützen. zogen spontan bei uns ein da die Einzigartigkeit des Geländes auch sie in ihren Bann zog. Wir arbeiteten. kochten feierten lebten zusammen Vom Lebenshintergrund und Alter völlig unterschiedliche Menschen kamen sich näher und entwickelten gemeinsame Träume. Junge Menschen aus dem Stadtteil veregten für vier Wochen ihren Lebensmittelpunkt auf dieses Gelände. lebten mit uns zusammen... So entstand die Idee. auf diesem Gelände ein alternatives Wohnoprojekt auf ökologischer Basis mit KITA und Stadtteilzentrum entstehen zu lassen Das Gelände bot sich für eine solche Nutzung geradezu an. Unsere vorrangige Zielsetzung war jedoch stets der Erhalt dieser kleinen "Idylle", ja das ist wohl das einzige Wort. das uns einfällt. um das zu beschreiben. was auf diesem Gelände gewesen ist. Mit der Räumung wurden auch die gemeinsame Träume und Möglichkeiten des Zusammenlebens zerstört.

Diese vier Wochen sind für uns aber auch eine wahnsinnige Rödelei und ein Wechselbad der Gefühle gewesen. Die Belastungen waren groß Menschen mußten arbeiten gehen. Kinder versorgen. zur Schule gehen und zu gleich auf allen Ebenen für den Erhalt der hansastrasse kämpfen Wir haben auf politischer und juristischer Ebene unendlich viele Versuche gestattet Häuser und Bäume zu retten. Wir haben Demos, Bürgertreffs Infostände organisiert. Unterschriften gesarmmelt, Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Doch auch der Sieg der Hansastrassen-Ente beim 2. Mülheimer Quietsche-Entchen-Rennen (immerhin gegen 700 KunkurentInnen konnte das Gelände nicht retten. weil uns die Politik im Stich gelassen hat.

Die Planungsarbeiten waren in einem atemberaubenden Tempo durchgezogen worden. Zum Zeitpunkt der Besetzung war die Baugenehmigung schon nach Paragraph 34 erteilt worden, ein Paragraph, der Bürgerbeteiligung quasi ausschließt. Allen weiteren Maßnahmen wurden stets mit Verweis auf die schon erteilte Genehmigung zugestimmt wie zum Beispiel der Aufhebung, des Denkmalschutzes für das alte Fachwerkhaus. Wir haben auf allen Ebenen versucht Druck auszuüben, aber die Verwaltung mauerte und die Politik zeigte keine Bereitschaft einzugreifen. Erst nach dreiwöchiger Besetzung, und damit dreiwöchigem dauerhaften Druck durch die BesetzerInnen, erklärten sich die Grünen bereit (Mülheim wird schwarz-grün regierte, ALDI ein Ersatzgrundstück anzubieten. Erst einen Tag vor der Räumung zeigten die Grünen die Bereitschaft, massiver auf ALDI einzuwirken. All das hätte frührer geschehen müssen, und nicht erst drei Tage nachdem uns die Polizei mitgeteilt hatte, daß bald mit einer Räumung zu rechnen sei. Die Räumung fügte sich nahtlos in das bisherige Vorgehen, das Gelände an der Hansastr. betreffend, ein. Es wurden Fakten geschaffen und hinterher wortreich erklärt, jetzt könne nichts mehr getan werden. ALDI hatte sich von Beginn an nicht verhandlungsbereit gezeigt konnte der Großkonzern doch mit der stillschweigenden Zustimmung von Politik und Verwaltung rechnen. Die martialische Räumung am Dienstag - 180 Polizisten, darunter SEK aus Münster. ein Räumpanzer, der Wassereinsatz gegen die Presse, interessanterweise mit Unterstützung der Feuerwehr, die auch half, die Leute von den Bäumen zu zerren. 31 gefesselte und in Gewahrsam genommene BesetzerInnen- ist Höhe- und Schlußpunkt dieser traurigen Geschichte. 3 Menschen mußten sich in ärztliche Behandlung begeben. Die beiden Leute, die in den zwei Häusern ordentlich gemeldet sind, wurden von den Beamten ausgelacht als sie sich nach ihrem Eigentum und einem Räumuneistitel erkundigten. Als besorgte Anwohner das brutale Vorgehen gegen die Menschen auf dem Baum und den Dächern kritisieren. die teilweise in Lebensgefahr gebracht wurden, erklärte ein Beamter, das da oben seien keine Menschen.


An alle Amsterdam - Festgenommenen

die nach Deutschland abgeschoben und dort vom Empfangskomitte des BGS, ohne roten Teppich, dafür aber mit Spalier und ED - Behandlung begrüßt wurden. Um Widerspruch gegen die ED - Behandlung einzulegen, müßt Ihr bei der Staatsanwaltschaft Kleve Antrag auf Löschung der Daten stellen (Personalien, Ort, Datum und Uhrzeit der ED - Behandlung angeben). Für alle Berlinerinnen, bzw. Potsdamerinnen gibt es die Möglichkeit, den ganze Papierkram gemeinsam über einen Anwalt zu regeln. Dafür brauchen wir natürlich von allen Leuten Personalien, Ort, Datum und Uhrzeit der ED Behandlungund deshalb gibt s am

SONNTAG; 19 JULl um 13 UHR

inna Köpi ein gemeinsames Treffen mit lecker,lecker Frühstück !

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