I shot the sheriff...

Weg mit den Schwarzen Sheriffs in SATURN und anderswo -Gegen Vertreibung und soziale Ausgrenzung!

Für ein menschenwürdiges Leben für alle, ohne Kohl und Kohleschwierigkeiten -, Schluß mit Massenarbeitslosigkeit und den Überstunden, Für die Abschaffung der Lohnarbeit bei gleichzeitiger gerechter Verteilung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit! Weg mit der Langeweile und Arbeitshetze, Geld her (von den Reichen) und das Leben! Its not enough shooting the black sheriffs in Bergish Land...

Im Rahmen der bundesweiten Aktionen gegen Ausgrenzung und soziale Apartheid organisiert das Carl Biebighäuser Theater eine Wuppertaler Uraufführung in den Räumen von Saturn im Kaufhof Elberfeld. Mit unfreundlicher Unterstützung der Geschäftsleitung und den brutalen Schwarzen Sheriffs werden wir dort Dario Fos wunderbare und bitterböse Farce " Bezahlt wird nicht" auf die Bühne bringen.

Fo ist beliebt durch seine Volksstücke und durch die Kunst, die Großen lächerlich zumachen. "Bezahlt wird nicht" sagen italienische Hausfrauen, setzen im Supermarkt die Preise herunter, laden sich die Taschen voll und gehen als Schwangere getarnt nach Hause. Die Farce fängt an: die Ware muß versteckt werden, weil die Männer gegen illegale Aktionen sind. So beginnt ein Verwechslungsspiel mit Hausfrauen, Ehegatten, Bullen, Schwarzen Sheriffs, einem Sargträger und der Heiligen Eulalia.

Mit diesem Stück wollen wir die widerwärtigen Privat-Sheriffs und Kaufhausdetektive zu etwas Zurückhaltung auffordern. Es muß Schluß sein mit den Übergriffen und mit der rassistischen Behandlung. Nur wer nicht deutsch und reich aussieht, muß sich noch lange nicht von den Schwarzen Sheriffs angraben lassen. Wir kritisieren vor allem die neue Rolle von sogenannten schwarzen Sheriffs, die überall präsent sind und polizeiliche Aufgaben übernehmen. Besonders die Privaten der Rathausgalerie und des Kaufhof - Untermieters Saturn, zeigen aggressiv, wer zu den Käufern und Konsumenten zählen darf. Hier, aber auch an anderen Stellen der Stadt wollen Geschäftsleute bestimmen, wer sich vor ihren Ladenzonen aufhalten darf. Das Ziel dieser "sozialhygenischen" Politik ist die Bekämpfung der sichtbaren Erscheinungsformen von zunehmender Armut und Elend, die Verhinderung von "Konzentration und Verfestigung" sowie das Sauberhalten "repräsentativer Räume und Visitenkarten der Stadt". Eine "gute" und effektive Vertreibungspolitik wird so zu einem wichtigen Standdortfaktor. Maßnahmen wie die Zerschlagung der offenen Drogenszenen und die Schikanierung von Migranten- Jugendlichen sind verbunden mit der medialen Bewertung dieser Gruppen als Sicherheitsfaktor, als "gefährliche" und "unerwünschte" Gruppen. Fast überall in den bundesdeutschen Großstädten haben sich Allianzen aus Geschäftsleuten und städtischen Behörden gebildet, um Verbotszonen für bestimmte Gruppen und normative Vorstellungen zur sozialen Reglementierung städtischer Räume durchzusetzen. Herumlungern, Trinken, Kiffen, Dealen oder Betteln gelten als abweichendes Verhalten, das die öffentliche Sicherheit gefährdet.

Wir rufen euch massenhaft zum Mitspielen auf, studiert die Textbücher, schneidet den untenstehenden Textcoupon aus und lernt ihn für Schlußszene auswendig . Wir brauchen auf jeden Fall für die Plünderungsszene massenhaft verkleidete plündernde Hausfrauen, trottelige und rückständige Ehemänner, echte und unechte Sicherheitskräfte, den Geist Eullalia und was sonst noch ins Stück paßt.

Es könnte bedeuten, wie der italienische Theatermacher Dario Fo es einmal beschrieb, "das Menschen das Bedürfnis verspüren, gemeinsam zu agieren, sich zu organisieren und vereint zu kämpfen, um mehr zu erreichen als das bloße Überleben, nämlich zu leben

Schlußszene: (leichtes Morgenrot, die Revolution lockt das Volk schon auf die Straßen, die Stimmung ist schon ziemlich Super Einem Großkapitalisten kannst du nicht sagen: "Ach bitte, würden Sie vielleicht mal ein Stück rücken. Wir kriegen keine Luft mehr. Könnten Sie nicht ein bißchen freundlicher sein... "

Nein, die einzige Art mit ihnen zu reden ist, daß du sie ins Klosettbecken steckst... und dann an der Strippe ziehst! Bann haben wir eine bessere Welt, vielleicht mit weniger hell erleuchteten Schaufenstern, weniger Autobahnen, aber auch mit weniger Staatskarossen... und weniger Gauner von der großen Art. Und wir hätten Gerechtigkeit. Wo unsereins anfangen könnte, für sich selbst zu sorgen und ein Leben zu führen, das uns selber gehört! Wo der Wunsch zu lachen wie ein Fest aus dir herausbricht! Der Wunsch, zu spielen und Feste zu feiern ... und endlich eine befriedigende Arbeit zu leisten wie menschliche Frauen und Männer und nicht wie halbverblödete Tiere die ohne Freude und Phantasie dahinvegetieren!

hier ein kurz Bericht zu unserer Aktion "Bezahlt wird nicht! Die Ankündigung, das Stück von Dario Fo im Saturn aufzuführen, hatte zur Folge, das sich reichlich Bereitschaftspolizei draußen bereithielt, drinnen aber Zivilkleidung Trumpf war. Die Kaufhausdetektive, die Schwarzen Sheriffs und die Wuppertaler Staatschutzabteilung hatte sich zahlreich auf der Saturn -Etage im Kaufhof verteilt. Zusätzlich hatte die Geschäftsleitung an allen Eingängen Fotografen postiert, um angeblich kostenlose Portraitaufnahmen von der Kundschaft zu machen. So lag es auf der Hand, daß die 20 köpfige Theatertruppe ihre ersten Auftritte im ersten Stock im Kaufhof absolvierte. Wir haben das Stück als öffentliche Probe "inszeniert", wir hatten zwei Regisseure, drei Sprechender und 6 Hauptrollen. Im Stück selber waren drei Sprechchöre eingebaut, mit vorbereiteten Pappschildern wurde das Publikum erfolgreich aufgefordert Sätze wie " Die Bullen lalülala, lalülala" an den entsprechenden Stellen mitzusprechen. Zu Beginn wurde aus einem Ghettoblaster mehrfach "I shot the sheriff' abgespielt, dann wurde an drei Stellen des Kaufhofes das Stück aufgeführt. Das Ende des Stücks war ein kleiner Demo-Zug mit "BezaMt wird nicht" Sprechchor und I shot the sherif-Gesang.

Der Saturn blieb schwer bewacht, im Kaufhof selber war fast alles erlaubt, was sonst nicht erlaubt ist und sonst zu unfreundlichen Begegnungen mit dem Sicherheitspersonal führt. Italienische Fahnenketten, Konfetti-Kanonen und Bob Marley extra laut, Flugblätter und öffentliche Anproben verschiedener Hüte, alles war erlaubt, nur Flugblätter durften die Verkäuferlnnen nicht annehmen. Und auch der einfache Ladendiebstahl wäre wohl von unzähligen zivilen Einkäufern mit Hilfe der Bereitschaftsbullen "aufgeklärt" worden. Nachdem uns die Liberalität des Kaufhofs auf den Geist ging, sind wir kurz entschlossen zur 4. Aufführung in unsere geliebte Rathausgalerie gewandert. Dort traten wir zum letzten Mal im dortigen Eiscafe auf, umringt von WDR-Redakteuren und Kamerateams, die sich gerade auf eine Live-Sendung verbereiteter.. Unser Auftritt wurde deswegen von den ZuschauerInnen für offziell gehalten und auch die Redakteure waren eher besorgt, das wir 2 Stunden später in ihrer Regionalshow mitspielen wollten. Da dies nicht so war, wurde auch hier die Freiheit der Kunst in keinster Weise angetastet. Trotzdem war es ganz lustig, zumal die Leute, die sonst mit den schwarzen Sheriffs zu tun haben, selber sehr amüsiert waren über die Zurückhaltung am heutigen Tag. Auf eine Nachfrage von einem schwarzen Jugendlichen: "Kommt ihr auch, wenn uns die schwarzer, Sheriffs das nächste Mal anpacken?" war die Antwort von einem der Schauspieler etwas unbefriedigend. "Ruft doch dann im Infoladen an!" Unser Anrufbeantworter wird wohl kaum rechtzeitig in den Laden laufen können....

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