Was mit einem provokanten Flugblatt in guter alter Punktradition angefangen hat, bekommt mittlerweile einen allzu fauligen Geschmack.

Ein Kommentar Wir haben Euch was mitgebracht: Haß! Haß! Haß!

Zuerst ein kurzer Rückblick: Unter dem Motto "Let the gun shine in your heart" rief Dr. Shot zur Hate - Parade gegen die Loveparade am 12. Juli auf (u.a. Interim 422). Mit poetischen Wortspielen wurde die schnöde und dümmliche Technoideologie von Dr. Motte zur Loveparade verdreht und karikiert.

Aus: "Wenn wir die Sonnenstrahlen in unsere Herzen hereinlassen, verschwindet alles Ungute von allein, wie das Anschalten von Licht augenblicklich die Dunkelheit vertreibt', wurde: "Wenn ihr die Kugeln in Eure Herzen hereinlasst, verschwindet alles Ungute von allein, wie das Ausblasen von Licht augenblicklich die Liebe vertreibt".

Das schmierige Yuppi-Lager der Technoszene ließ nicht lange auf sich warten. Die Rechnung war aufgegangen und die Message war bei der richtigen Adresse angekommen. Die Upper- Class-Raver begannen offensichtlich sich um ihr Spektakel ein wenig Sorgen zu machen. 1. Mai-Verhältnisse und ein Blutrausch von "Autonomen, Punks und anderen Kriminellen" wurde heraufbeschworen:

"Eine Bundeshauptstadt, in der sich ein blindwütiger Mob entfesselt einem Blutrausch hingibt, wie ihn dieses Land noch nicht gesehen hat" (u.a. Interim 423). Staat und Justiz wurden auf den Plan gerufen und nebenbei noch ein bißchen gegen die Interim gehetzt, "einem der wichtigsten Gewalt-Bätter der Szene", wie es heißt. Man fragt sich beim lesen dieses DANGERZONE NEWS allerdings wirklich, ob dieser geballte Schwachsinn von Panikmache wirklich ernst gemeint ist. Vielleicht handelte es sich hierbei auch um ein Fake, um die Stimmung weiter anzuheizen; was nicht heißen soll, daß Motte bis hin zur rechten Ecke der Techno-Szene derartiges nicht zuzutrauen wäre.

Mit der Parole "Hateparade ...heißt Angriff!!!" wurde von der "Bewegung 12.Juli" ein weiteres Schreiben zum Anliegen nachgereicht. Etwas plump, aber differenzierter wurde noch einmal näher erläutert, warum das Ganze und wie die Sache mit dem Haß denn nun eigentlich gemeint sei. Praktische Tips wurden dabei gleich mitangeführt, Banken einhaun usw. Mit dieser praktischen Anleitung zog die Hate-Parade immer weitere Kreise in der Presse und Öffentlichkeit. An dieser Stelle ein Lob zum Besten: Äußerst wirkungsvoll wurde mit geringen Mitteln eines der beispielhaften Massenspektakel einer sich nach rechts bewegenden Gesellschaft in den 90er Jahren, dem postmodemen Kulturereignis der Hauptstadt Berlin, eine Eisenstange zwischen die Beats geschlagen.

Aber der Schlag wurde zu weit durchgezogen! Daß ihr dabei den Ravern (wenn auch wörtlich nur mit Stinkbomben) selbst ans Leder gehen wollt, ist einfach eine Nummer daneben. Auch wenn es in der Technogemeinde sicherlich genug Faschos gibt, ist es politisch ein großer Fehler den Raver, die Raverin zum Feindbild zu erklären. Genauso wie dieses Schema nach: Punks not dead - Raver sind Scheiße aussieht, hört sich die Musik zu sabotieren an, als wenn nun das Böse aus den Boxen kommen würde und die Menschen verdirbt. Das ist ja geradezu spießig, schon. Der richtige Keil wird hier an der falschen Stelle hereingetrieben und das macht "uns Chaotlnnen" nicht gerade mehr Freunde.

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