Unruhe an den Universitäten

Eine Umfrage an den deutschen Hochschulen

Von Hilke Schlaeger und Heinz Josef Herbort

Aus: Die Zeit (Feuilleton) v. 10.11.1967, S. 17f

Universität München

Bei den Wahlen zum neuen Studentenparlament im Dezember werden zwei große Fraktionen ihre politischen Programme vorlegen: die linke "Münchner Wahlgemeinschaft" und die "Münchner Studenten-Union", in der von den Verbindungen über die Katholische Studentengemeinde bis zum RCDS die konservativen Gruppen versammelt sind. Der jetzige AStA, in dem von neun Mitgliedern zwei dem SDS und drei dem LSD angehören, hat sich offen für das SPD-Volksbegehren eingesetzt, nahm Stellung zur Ausweisung persischer Kommilitonen aus München während des Schah-Besuchs, zur Entführung südkoreanischer Studenten und zu Griechenland und bejaht ohne Einschränkung das politische Mandat der Studentenschaft - was dem AStA-Vorsitzenden einen Prozeß seiner konservativen Konkurrenz einbrachte. "Das Wichtigste ist Öffentlichkeit", sagt er und ist darum dafür, die studentischen Sprecher in den Organen der Universität so weit von der Geheimhaltungspflicht zu befreien, wie es ihrer Position als Vertreter der Studentenschaft entspricht: "Dann brauchen es gar nicht so viel mehr zu sein, als wir heute schon haben." Vorlesungsrezension wird in Arbeitskreisen betrieben; die Münchner Spielart der Kritischen Universität ist weder Auszug aus dem etablierten Unterrichtsbetrieb noch studentisches Kontrastprogramm, sondern "ein bißchen taktische Vorwegnahme der Studienreform". Der AStA unterstützt die seit vier Semestern laufende sozialwissenschaftliche Vorlesungsreihe des SDS, die Aktionen gegen Springer und die Notstandsgesetze.