SPRINGERS BILD VON DEN STUDENTEN

Karikaturen aus den westberliner Springerblättern 2. Jahreshälfte 1967

Aus: Berliner Extra Dienst, 64/1967, 29.12.1967

"Bild" sagte es einst und jetzt: "Diese Stadt, dieses geteilte und immer noch so großzügige Berlin ist für die Freiheit der Studenten, aber gegen jede Freiheit von Steinwerfern, Brandstiftern und Terroristen. " So las man es am 12. Juni. Und der "Pfarrer im Bild" gab am 27. Dezemberden christlichen Schlägern der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche seinen nachträglichen Segen: "Daß die Gemeinde nicht zusieht, halte ich für gut. "

Die Springer-Gemeinde - zahlreiche Vorfälle in Westberlin haben es in den letzten Monaten gezeigt - sieht dem "Terror" der Studenten nicht tatenlos zu: Wer ihn produziert, "muß Härte in Kauf nehmen". Doch diese "Radikalinskis" sind hart im Nehmen: Rauhe Muskelprotze,. keulenbewehrt, affenbehaart, pflasterverklebt. Intellektuelle Gorillas, mit denen der AStA der FU ganze Gangsterfilm-Serien bestücken könnte. Das jedenfalls ist das gezeichnete Image, das Westberlins meistbeschäftigter Springer-Stift den Terroristen auf die Untermenschen-Visage "karikiert" : Hans-Joachim Stenzel, der nur Wert auf seine letzten drei Buchstaben legt, weiß mit flinkem Zeichenstiftdie Dahlemer Maffia zu entlarven. Dafür darf der frühere "Abend"- und "BZ"-Witzler jetzt gleichzeitig für "Morgenpost" und "Bild" auf dem Strich bleiben und ist beliebter als "Oskar", "Kay", "Hicks", "Arne" oder Hartung. Sie alle gehören zu den Dauer-Scherzern des Presse-Caesars.

Doch keiner versteht den braven Bürger so schön das Gruseln zu lehren wie "-zel". Schon wenige Stunden nach dem Todesschuß an der Deutschen Oper gab er in "Bild" am 3. Juni den treffenden Kommentar zu den Demonstrationen: Eine große Schnauze genügt, um ein "linksintellektuella Randaliera" zu sein. Und daß man seine "Witz"-Idee stets nur leicht zu variieren braucht, beweisen "-zel"-Zeichnungen vom 4. Juni in der "Morgenpost" und vom 28. August in "Bild". EXTRA-Dienst dokumentiert zum Jahresende eine Auswahl dieser Karikaturen aus Springer-Zeitungen zum Thema "Studenten". Wer es bis jetzt nicht kapiert hat, daß diese sogenannten Studenten Gangster- und Catcher-Typen, potentielle Wittenau-Anwärter oder einfach schmuddeliger Unrat sind, dem ist nicht zu helfen: Springer-Leser jedenfalls wissen es und sie wissen auch, was man mit Unrat und Untermenschen macht. Am Heiligabend haben sie es wieder einmal bewiesen(*).

*) Rudi Dutschke wurde vor der Mitternachtsmette am 24.12.1967 von "schlichten ChristInnen" mißhandelt (stark blutende Kopfplatzwunde), als er von der Kanzel der Gedächtniskirche aus gegen das Vorgehen einiger Gemeindemitglieder gegen Vietnam-DemonstrantInnen protestieren wollte. / Anmerkung der trend-Redaktion.