SDS Landesverband Berlin
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Berlin, den 20.3.1969
Genossinnen, Genossen,
nach den Osterkämpfen hat sich die linke Bewegung in zahlreiche
Arbeitsgruppen, Aktionskomitees, Projektorgruppen etc. atomisiert. Diese
zunächst notwendige Entwicklung, in deren Verlauf der Klassenfeind
unterlaufen und attackiert wurde, brachte es mit sich, dass die in
verschiedenen Arbeitsgruppen organisierten Genossen politische
Erfahrungen verallgemeinerten , Teilerfahrungen für allgemeine
Erfahrungen erachteten und nicht auf das Niveau der Theorie gehoben
haben. Die antiautoritäre Rebellion, dergestalt nicht gefeit vor linken
und rechten Abweichungen, hat Elemente der Kritik, die im Kampf'.gegen
den kapitalistischen Staat und bei der Analyse der sozialistischen Länder
erarbeitet wurde, zugleich gegen die Organisierung der Linken gewendet.
Antiautoritarismus und Antibürokratismus gebaren Formen der Kritik, die
gleichwohl aus der kleinbürgerlichen Herkunft der meisten Studenten zu
erklären sind. Allgemeine Organisationsfeindlichkeit, Verdrängung der
Machtfrage, Geringschätzung der Theorie als Waffe im Klassenkampf,
Fetischisierung der Revolution, Unterschätzung der Organisierung der
Konterterrevolution sind, verkürzt, die schädlichen Seiten, die die
Bewegung zu überwinden sich anschickt. - Der SDS war in der Folge
dieser Entwicklung kaum noch in der Lage, als SDS politisch zu reagieren
und offensive Strategien zu entwicklen. Das Fehlen aber von
verbindlichen politischen Entscheidungen und Stellungnahmen trieb die
meisten Genossen, zu der richtigen Einsicht, die Atomisierung der Linken
müsse auf einer höheren Ebene organisatorisch aufgehoben werden. Mit
dieser grundsätzlichen Einsicht war klar, dass theoretische Arbeit und
politische Praxis der bestehenden Gruppen, die politische Bedeutung des
Kampfs in spezifischen gesellschaftlichen Bereichen analysiert und im
einzelnen durch verbindliche Diskussionen geprüft werden müsse. Weil
aus Gründen, die wir kennen, das provisorische ZK nicht in der Lage
war, diese Diskussion umfassend, allseitig und perspektivenreich zu führen,
haben die auf der letzten ZK-Sitzung versammelten Genossen beschlossen,
eine Wochenendtagung einzuberufen, auf der im wesentlichen folgende
Fragen zu klären wären:
- Schulung und Selbstschulung
- Begriff der Avantgarde
- Revolutionäre Berufspraxis und Berufsrevolutionär
- Bildung eines Zentralen Kaders im SDS.
Eine solche Diskussion bliebe politisch
inhaltsleer, wenn sie nicht auf der Grundlage einer marxistischen
Analyse von Politik und Oekonomie Westberlins im Zusammenhang mit der
langfristig zu organisierenden Fabrikagitation gesehen wird, für welche
der 1. Mai einen wichtigen Beitrag leisten kann.
Die Wochenendtagung,wird vordiskutiert am Montag,
d. 24.3. 20.00 Uhr, RC. 'Termin der Wochenendtagung: Samstag/Sonntag
29./20.3. jeweils ab 15.00 Uhr RC, Wielandstr. 27.
Um Permanenz und Verbindlichkeit der Diskussion
zu gewährleisten, ist notwendig:
- Jede Gruppe entsendet nicht mehr als 3
Genossen
- Diese Genossen verpflichten sich, an diesen - und evtl. noch
einzuberufenden - Sitzungen teilzunehmen und die Resultate der
Diskussionen in ihren Gruppen weiterzudiskutieren.
Revolution!
Fichter, Grune, Neitzke, Paul
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