Stadtteilprojekte

 

Die kritische Aufarbeitung des „von außen Herantragens“ bedeutete nun für die Veröffentlichungs- und Veranstaltungpraxis die Themenschwerpunkte enger mit den Themenfeldern zu verknüpfen, die sich in der Praxis linker stadtpolitischer Akteur:innen widerspiegelten bzw. deren Praxis bestimmten. In diesem Prozess veränderte sich auch das Verhältnis zwischen AKKA und Redaktion. Bei der praktischen Umsetzung dieses Paradigmenwechsels verschränkten sich nämlich Redaktion und AKKA derart inhaltlich, das ein ständiger gemeinsamer Arbeitszusammenhang – strukturiert durch ein monatliches Plenum - daraus hervorwuchs. Darüberhinaus vertieften sich die bestehenden Beziehungen zwischen der „Lunte“ und TREND.

Andrea Eismann aus dem „Lunte“-Projekt arbeitete nun verstärkt im „AKKA-TREND-Plenum“ mit und organisierte federführend eine Veranstaltung zum fünfjährigen Kampf zur Öffnung des Tempelhofer Feldes im Mai 2014 im Mehringhof (102). In Vorbereitung dazu führte sie mit im Schillerkiez ansässigen AktivistInnen von „Tempelhof für Alle“ und „100 % Tempelhofer Feld“ über ein Stück „Kiezgeschichte am Flughafenzaun“ ein ausführliches Interview (103). Auf ihre Anregung hin wurde die Klassenfrage anhand von aktuellen Veröffentlichungen zur Lage und Lebensweise der (akademischen) Mittelschichten in den spätkapitalistischen Gesellschaften dikutiert (104).

Die neuen Arbeitsstrukturen führten insgesamt zur Verstärkung der theoretischen Bemühungen für die Verbreitung eines dialektisch-materialistisch grundierten Gesellschaftsbildes. Anküpfend an Alfred Müllers Gesell-Kritik beschäftigte sich das „Plenum“ mit der Kritik am Konzept des Mietshäusersyndikat und am „Erbbaurecht“, wodurch ein antikapitalistische Lösung der aktuell immer brennender werdenden Wohnungsfrage in der BRD suggeriert wurde. Dazu veröffentlichte TREND Texte von Guenter Sandleben und Karl-Heinz Schubert in der April- und Maiausgabe 2014. Sie wurden ergänzt durch den Hinweis auf die ideologischen Verbindungen dieser reformistischen Konzepte mit der Rudolf Steinerschen Soziallehre. Für die Rubrik „Texte zur Philosophie“ wurden jetzt schwerpunktmäßig Beiträge gesichtet und veröffentlicht, die die Denkweise des historischen und dialektischen Materialismus vermittelten und erläuterten. Hierbei ging es vor allem um Fragen der Erkenntnistheorie(105), aber auch um ideologische Abgrenzungen zur „Kritischen Theorie“ und zur „Neuen Marx-Lektüre“, wozu im Mai 2015 eine öffentliche Buchvorstellung mit Karl Reitter im „Cafe Größenwahn“ stattfand (106).

Hinter den Kulissen der „Kotti-Lärm-Demos“ (107) hatten zwei wohnungspolitische Akteure aus dem Kotti & Co Zusammenhang, nämlich der grüne Unternehmensberater Jan Kuhnert und der Organizer Max Manzey von der Linkspartei versucht, in handverlesenen Gesprächen mit dem Berliner SPD/CDU- Senat Lösungen für die immer virulenter werdende Wohnungsfrage zu finden.

Im März 2015 gaben sie bekannt, dass der Verein „Mietenvolksentscheid“, den sie zusammen mit drei stadtpolitischen Gruppen gegründet hatten, mit Hilfe eines Volksentscheids ein "Berliner Wohnraumversorgungsgesetz" versuchen werde auf den Weg zu bringen. Für die dafür im April begonnene Unterschriftensammlung konnten bis zum 1. Juni 2015 ausreichend Unterschriften gesammelt werden, denn politische Unterstützung gab es sofort aus den Reihen der Piratenpartei, von den Grünen und der Linkspartei. Ebenso vom außerparlamentarischen Spielbein der Linkspartei, der Interventionistischen Linken sowie vereinzelt von trotzkistischen Kräften. Allein die DKP verlautbarte – allerdings erst nach Abschluss der Unterschriftensammlung – ein deutliches Nein. Auch das TREND Plenum setzte sich ausfürlich mit dem Vorhaben auseinander und veröffentliche seine Ablehnung in mit drei Schwerpunkten zwischen April und Juli 2015 und Schubert stellte die tragenden Erwägungen ihrer Ablehnung im August in mehreren Berliner Stadtteilläden Diskusssion (108). Ebenfalls im August informierten die Organizer:innen der Kampagne, die ohne Mandat mit dem Senat über die Weiterführung des Volksentscheids verhandelt hatten, die Öffentlichkeit, die Kampagne abzubrechen, weil der SPD/CDU-Senat versprochen habe, das angestrebte Gesetz selber auf den Weg zu bringen.

Auf den Veranstaltungen zu dem abgewürgten Volksentscheid in den Stadtteilläden hatte sich für die „TREND-Macher:ìnnen“ gezeigt, dass viele der Teilnehmer:innen wenig oder gar kein Wissen über ihre eigene Geschichte, d.h. über die der Stadtteilkämpfe – speziell der Wohnungskämpfe – besaß. Von Anfang an hatte die Redaktion die Mietenvolksentscheidkampagne mit entsprechenden Veröffentlichungen begleitet, wozu auch polit-ökonomisches Grundwissen über den Immoblienkapitalismus und die Geschichte von Gegenprojekten/forderungen aus der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung gehörte. Den Start dazu machte im März 2015 der virtuelle Reprint des Entwurf für ein „Siedlung-, Bau- und Wohnungsprogramm der Kommunistischen Partei Deutschlands“ aus dem Jahre 1922. Hinzu kamen im Laufe des Jahres Texte zur Geschichte der kapitalistischen Stadtplanung, der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1946 und den Kämpfen für ein Kinderkrankenhaus in Berlin-Kreuzberg in den 1970er Jahren (109). Das ergänzende marxistische Grundwissen zur Bodenfrage und Grundrente wurde begleitend in der Rubrik „Texte zur Ökonomie“ veröffentlich (110).

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